Deutsche Tischtennis-Meisterschaften der Senioren 2019 in Erfurt
Am letzten Pfingstwochenende fanden die Deutschen Tischtennismeisterschaften der Senioren 2019 in Erfurt statt. Nach sehr guten Leistungen bei den mitteldeutschen Meisterschaften durften die beiden Micktener Torsten „Bubi“ Gaida und Tobias Thiel an dem Turnier mitspielen was zugleich die höchstmögliche Qualifikation für einen Tischtennis-Senior in Deutschland ist.
Spielstätten, bei den sehr gut durch den Thüringer Tischtennisverband organisierten Meisterschaften, waren die große Leichtathletikhalle und die Halle des Sportgymnasiums in Erfurt. Die Spielboxen boten ungewöhnlich ausreichenden Platz aber leider war der stumpfe Tartanboden für alle Tischtennisspieler sehr gewöhnungsbedürftig.
Die Vorbereitungen für unsere beiden Momi’s liefen sehr unterschiedlich aber dennoch gleichermaßen suboptimal. Bubi ereilte in spitzenmäßiger Form vor 3 Wochen ein Virusinfekt, so dass er eine Woche vor Pfingsten entkräftet die Segel streichen musste. Tobi bereitete sich in einigen Trainingseinheiten intensiv vor (nochmal vielen Dank an alle Trainingspartner - hauptsächlich bei Dresden-Mitte - in den letzten Wochen), die Form- und mentale Kurve ging allerdings stetig nach unten bis zum Schluss ein selbstzweifelndes Häufchen Elend sich selbst nicht viel erhoffen ließ.
Mit guten Wünschen und viel Schulterklopfern („genieße einfach das Wochenende“) ging es am Samstag um 17 Uhr mit der ersten Runde Mixed los. Partnerin von Tobi war die Linkshänderin Dana Dittrich vom TTC Halle, im Grunde gute Voraussetzungen als Links/Rechts Kombination für ein Weiterkommen. Doch die Gegner aus Bayern Mattmüller/Hummel überrollten die beiden, lediglich im dritten Satz keimte mit 10:12 ein Fünkchen Hoffnung auf. Ein positives Fazit kann man dennoch aus der Begegnung ziehen – ein Hauch von Ballgefühl hatte sich eingestellt. :-)
Weiter ging es zur 2. Halle (mit „normalem“ Sportboden) und zur 2. Sportart an diesem Wochenende, wenn nicht sogar Hauptdisziplin: WARTEN! Laut Spielplan sollte es um 18:25 mit den Gruppenspielen im Einzel losgehen, beginnen konnte es aber später erst nachdem die 50er Senioren fertig waren. Tobis Gruppe hatte ihre gesetzte Nummer 1 (den amtierenden deutschen Meister Peter Rohr) verloren nachdem dieser das Turnier abgesagt hat. Nachrücker war ein alter Bekannter aus dem letzten Jahr: Peter Schäffer vom Pfälzer Tischtennisverband. Weitere Gegner sollten die Sportfreunde Ralf Schweneker (Tischtennisverband Niedersachsen) und Oliver Riemann (Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern) sein. Vom Tableau her gab es keinen Favoriten allein die Tagesform, der Siegeswille und auch Glück entscheiden über das Weiterkommen.
Im ersten Spiel musste Tobi gegen den „Mann mit dem linken Schwinger“ Ralf Schweneker antreten. Vom ersten Ball an konzentriert und fokussiert gewann der Dresdner 3:1. Puuuhhh - eine Riesenlast ist von den Schultern gefallen! Im zweiten Spiel ging es gegen Oliver Riemann und sofort war klar, dass jeder Ball hart umkämpft werden muss, damit etwas Zählbares auf der Habenseite steht. Das eben gelang nicht von Anfang an. Die beiden ersten Sätze gingen mit 9:11 und 6:11 verloren, dann konnte Tobi aber aufholen und mit 11:8 und 11:3 nach Sätzen ausgleichen. Der 5. Satz musste entscheiden, hier konnte er aber in gewissen Situationen die Spannung nicht aufrecht halten und musste dem Spieler von der TG Donzdorf gratulieren. Vor den letzten Spielen standen alle Spieler mit 1 Sieg und 1 Niederlage vor der Wahl Sekt oder Selters? Nur ein Sieg gegen Peter Schäffer bedeutet das Weiterkommen. Zu Beginn hatte Sportfreund Schäffer, wie auch in den übrigen Spielen, Startschwierigkeiten und so konnte Tobi den ersten Satz 11:7 gewinnen. In der Folge entwickelte sich ein großer Kampf zwischen den beiden Spielern. Tobi konnte viele kleine Punkte für sich entscheiden, ging es aber in einen längeren Ballwechsel hatte fast ausschließlich Peter Oberwasser. Satz 3 ging knapp mit 12:10 an Tobi, im 4. Satz schon am Ende seiner Kräfte lag er hoch (glaube 4:8) zurück um dann eine Aufholjagd zu starten. Siegreiche Punkte wurden aus ergonomischer Sicht emotionslos hingenommen um volle Energie in den Ballwechsel zu bringen. Am Ende gewann Tobi auch den 4. Satz mit 12:10, große (stille) Freude bei Tobi, unüberhörbare Enttäuschung bei Peter Schäffer. Das letzte Gruppenspiel zwischen Riemann und Schweneker ging 3:2 für den Niedersachsen aus nachdem Riemann allerdings im 5. Satz schon 9:3 geführt hatte.
Mittlerweile nach 22 Uhr hatten alle gängigen Restaurants schon dicht gemacht, was bleiben da noch für Möglichkeiten? Mal überlegen: Thüringen? Fest in der Stadt? Na, klar eine Thüringer Rostbratwurst mit Senf und ein Bier. Lecker genau das Richtige!!
Am nächsten Morgen um 9 Uhr stand die erste Runde Doppel mit Andriy Mindergasov von Dresden-Mitte an. Doch die geplante Einspielzeit viel für mich sehr kurz, für Andriy komplett aus, da wir den Schläger zum Schlägertest abgeben mussten. Das gleiche Schicksal ereilte sich auch für unsere Gegner Geyer und Gerth aus Hessen bzw. Westdeutscher TTV, die jedoch ein solides Spiel abliefern konnten und den beiden Sachsen mit 3:0 die Grenzen aufzeigten.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren weder Ergebnisse aus den Gruppenspielen vom Vortag online und auch nicht am „schwarzen Brett“ in der Halle verfügbar. Es hatte sich der Fehlerteufel beim Deutschen Tischtennisbund eingeschlichen, der allerdings auch nicht so schnell ausradiert werden konnte. Unfreiwilliges, ungeduldiges und auch unverständliches Warten war an der Tagesordnung bis 1 Stunde vor Beginn der Zwischenrunde dann die nächsten Paarungen feststanden. Um 14 Uhr ging es wieder an Tisch mit dem Gegner Uwe Bertram vom Tischtennisverband Niedersachsen. Der Linkshänder legte gleich starke Aufschläge auf den Tisch, der mittlerweile eine beachtliche Temperatur aufzeigte und man ein Spiegelei hätte darauf braten können. Tobi fraß einen Aufschlag nach dem anderen, hingegen im kurzen offenen Schlagabtausch machte er die Punkte – 1. Satz knapp 9:11. Im zweiten Satz änderte sich wenig auch hier 8:11. Im dritten Satz nahm sich Bertram eine künstlerische Auszeit und Tobi konnte sich mit 11:3 im Spiel halten. Im 4. Satz ein ausgeglichenes Spiel, dennoch Matchball für den Spieler aus Niedersachsen und Aufschlagfehler! Glück für den Momi-Spieler und Satzgewinn mit 12:10. Der 5. Satz musste entscheiden. Hier überzeugte leider Uwe Bertram mit gewohnt gutem Aufschlagspiel und unangenehmen und gefühlvollen Sidetopspin Schlägen und sicherte sich mit 11:6 und lautem Jubel den Einzug ins Achtelfinale am Montag. Für den enttäuschten Dresdner waren die Deutschen Meisterschaften vorbei, doch nach kurzem Verschnaufen kann das Wochenende als Erfolg verbucht werden. Ist es Tobi doch nach langer Zeit und im 4. Anlauf bei den Deutschen endlich gelungen die Gruppenphase im Einzel zu meistern.
Aus sächsischer Sicht stachen von allen die Spieler aus der erfahrenen Spielklasse Ü75 hervor. Hier holte die Paarung Fraunheim/Graul den Titel im Doppel. Auch im Einzel konnten die Herren jeweils Plätze 2 und 3 belegen.
Bericht: Tobias Thiel